Die Geschichte des Automobilbaus …

Eduard Hengstenberg 1937

… ist eng verbunden mit der Geschichte unseres Unternehmens. Bereits in den zwanziger Jahren – einer Periode, in der der industrielle Automobilbau seinen Anfang nahm – machte sich Eduard Hengstenberg als Handelsvertreter selbständig. Er vertrat einige Hersteller von Motorenteilen, die zum Teil mit ihren Produkten die Fahrzeughersteller belieferten. Damals wie heute pflegten die Automobilbauer eine enge Zusammenarbeit mit unabhängigen Komponentenherstellern sowohl bei der Automobilentwicklung wie bei der Produktion. Anders als heute war der Reparaturmarkt von dem Neuwagengeschäft völlig getrennt. Die Fahrzeughersteller hatten zwar bereits eigene Verkaufsorganisationen, kümmerten sich aber im wesentlichen um den Fahrzeugverkauf. Die Wartung, der Service und insbesondere die Reparatur der Fahrzeuge und der darin eingebauten Aggregate erfolgte durch unabhängige Spezialwerkstätten, die die für die Reparatur benötigten Ersatzteile nahezu ausschließlich von den tatsächlichen Herstellern dieser Produkte direkt bezogen. Seine Kunden waren Werkstätten, die sich auf die Motorüberholung spezialisiert hatten.

Eduard Hengstenberg konzentrierte sich auf die Motorenreparatur. Er vertrat die Interessen der Nürnberger Aluminiumwerke GmbH, die unter dem Markennamen „Nüral“ Aluminiumkolben herstellten. Sie wurden im Fachjargon „Zylinderschleifer“ genannt, weil die Motorüberholung im Kern darin besteht, daß die beschädigten Zylinder mittels Bohrwerken aufgebohrt und die Zylinderwände “geschliffen” werden, während die verschlissenen Kolben durch neue ersetzt werden. Die mit der Motorüberholung verbundenen Arbeiten erforderten nicht nur ein hohes Fachwissen der Meister und Monteure, sie erforderten auch aufwendige Maschinen und Werkzeuge. Eine fachgerechte Motorenreparatur war schließlich entscheidend für die künftige Lebensdauer des Motors. Der Kolben war das wichtigste Ersatzteil, aber nicht das einzige, das die Motoreninstandsetzer benötigten. Aus diesem Grunde begann Hengstenberg schon bald, neben den Kolben weitere Produkte wie Dichtungen, Lager, Ventile und dergleichen mitzuvertreiben. Da er nicht für alle Produkte Handelsvertretungen bekommen konnte, kaufte er sie auf eigene Rechnung und hatte damit den Grundstein für ein eigenes Handelsgeschäft gelegt. Er richtete ein Lager in seiner Wohnung in Essen ein. Seine Ehefrau Gertrud Hengstenberg übernahm mit Unterstützung eines Auszubildenden – damals noch Lehrling genannt – den Einkauf, die Auftragsbearbeitung und den Versand. Er selbst besuchte seine Kunden im Ruhrgebiet mit der Eisenbahn und der Straßenbahn.

Das kleine Unternehmen wuchs mit der beginnenden Motorisierung. Anfang der dreißiger Jahre wurde ein kleines Haus in der Lindenallee in Essen gemietet, und im Jahre 1939 kaufte Eduard Hengstenberg ein Anwesen in der Bismarckstraße 59 in Essen. Es handelte sich um eine Großvilla aus der Gründerzeit. Dieses Haus mit Nebengebäuden ermöglichte ein weiteres Wachstum des Unternehmens. Wohnung und Betrieb waren allerdings immer noch unter einem Dach. Zwei Jahre zuvor, am 02. 07. 1937, hatte Eduard Hengstenberg seine Firma in das Handelsregister in Essen eintragen lassen. Während des Zweiten Weltkrieges und in den Jahren danach wurde das Lieferprogramm erweitert auf weitere Produkte der Kraftfahrzeugreparatur. Auch der Kundenkreis erweiterte sich in Richtung Großhandel und Maschinenbauindustrie, da viele Produkte des Kraftfahrzeuges auch Verwendung im Maschinenbau finden.

Nach dem Tod von Eduard Hengstenberg im Jahre 1948 führte seine Ehefrau das damals etwa 20 Mitarbeiter beschäftigende Unternehmen allein weiter. Zum selben Zeitpunkt wurden die Kinder von Gertrud und Eduard Hengstenberg, Ruth und Edwart, Mitgesellschafter des Unternehmens. Edwart Hengstenberg ist seit dem 01.04.1960 im Unternehmen tätig. Im Jahre 1964 wurden die derzeitigen Geschäftsräume unter der Adresse Laubenhof 6 in Essen-Altenessen bezogen. Im Jahre 1969 wurden die Geschäftsbereiche Industrieteile und Kraftfahrzeugteile firmenmäßig getrennt. Im Jahre 1990 wurde die Firmengruppe gesellschaftsrechtlich neu strukturiert. Neben Mitgliedern der Familie Hengstenberg, die zusammen 75 Prozent des Stammkapitals halten, beteiligt sich die Commerz Unternehmensbeteiligungs-Aktiengesellschaft mit 25 Prozent.